Warum das Migränehirn keine Diva ist – sondern einfach nur schlecht getankt.
1. Die gängige Erzählung: Migräne als Reizverarbeitungsstörung
Viele sagen: „Migräne ist genetisch bedingt – das Gehirn reagiert überempfindlich auf Reize.“ Klingt plausibel, ist aber unvollständig. Denn: Warum reagiert es gerade dann überempfindlich? Und warum hilft es manchen, wenn sie einfach anders essen?
2. Die vergessene Spur: Glukosestoffwechsel als Ursache
Schon in den 1930er Jahren gab es Hinweise: Migränepatienten zeigen auffällige Blutzuckerreaktionen. 1969 veröffentlichte Dr. Raymond Rees eine Arbeit, in der er Migräne als Folge einer gestörten Energieversorgung des Gehirns beschrieb – durch instabile Blutzuckerregulation. Das Problem ist nicht die Reizverarbeitung, sondern die Energiequelle.
3. Merschs Perspektive: Das Gehirn ist nicht krank – der Stoffwechsel läuft unrund
Peter Mersch beschreibt Migräne als temporäre Energiekrise, ausgelöst durch eine gestörte Insulinreaktion. Der Körper reagiert auf Kohlenhydrate zu spät mit Insulin – der Blutzucker steigt zunächst viel zu stark an. Dann folgt eine übersteuerte Insulinausschüttung, die den Blutzucker viel zu tief absinken lässt. Das Gehirn erlebt eine zweiphasige Energiekrise: erst Überfluss, dann Mangel – und genau dieser Mangel triggert die Attacke.
Das Migränehirn braucht nicht mehr Energie, sondern verlässlichere Energie. Und die gibt’s oft besser über Fettstoffwechsel als über Zucker. Es ist nicht empfindlich – es wird schlicht nicht stabil versorgt.
4. Ein radikaler Vorschlag: Migräne umbenennen?
Ein Arzt soll einmal gesagt haben, man müsse Migräne eigentlich in „hypoglykämischen Kopfschmerz“ umbenennen – weil die Attacke nicht durch Reizüberflutung, sondern durch Energieunterversorgung ausgelöst wird. Das klingt drastisch, aber es bringt die Sache auf den Punkt: Nicht das Gehirn ist krank – sondern der Stoffwechsel liefert nicht stabil.
Wenn man Migräne so betrachtet, wird vieles einfacher:
- Die Aura? FrĂĽhwarnsystem bei Energieabfall.
- Die Lichtempfindlichkeit? Schutzmechanismus zur Energieeinsparung.
- Die Attacke? Reset-Versuch des Systems.
5. Mein Fazit: Migräne ist kein Drama – sondern ein Versorgungsfehler
Das Migränehirn ist nicht empfindlicher, sondern unterversorgt. Es ist wie ein Motor, der bei Vollgas plötzlich Luft statt Sprit bekommt. Kein Wunder, dass er stottert. Die Lösung? Einfach: stabiler tanken, weniger Zucker-Achterbahn, mehr metabolische Klarheit. Und vielleicht: weniger Schuld beim Gehirn suchen – mehr beim Stoffwechsel verstehen.